The Last Swiss
Holocaust Survivors

Als neutraler Staat überstand die Schweiz den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet. Wer sind die Schweizer Holocaustüberlebenden? Die grosse Mehrheit waren damals keine Schweizer Bürger. Sie stammten vielmehr aus dem Deutschen Reich oder anderen europäischen Staaten und waren als Juden unmittelbar von der nationalsozialistischen Verfolgung betroffen. Manche überlebten Konzentrations- und Vernichtungslager, andere konnten sich durch Flucht oder Verstecken retten. Die meisten kamen erst nach dem Zweiten Weltkrieg in die Schweiz.

Dass es auch in der Schweiz Holocaustüberlebende gibt, trat erst im Zuge der Debatte über die nachrichtenlosen Vermögen und der historischen Untersuchungen der «Bergier-Kommission» Ende der 1990er-Jahre ins öffentliche Bewusstsein.

2017/2018 hatte die Schweiz den Vorsitz der International Holocaust Remembrance Alliance. Die Ausstellung The Last Swiss Holocaust Survivors gibt einigen der letzten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Holocaust sowie ihren Nachkommen das Wort.


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Dann hat man mich tätowiert: 71978. Da habe ich sehr geweint. Nicht wegen des Schmerzes, nein, wegen der Nummer. Denn ich hatte den Namen verloren, ich war nur noch eine Nummer. Da sagte meine Mutter: «Weine nicht, nichts ist passiert. Wenn wir nach Hause kommen, besuchst du die Tanzschule und kriegst ein grosses Armband, damit niemand die Nummer sieht.» Ich habe die Tanzschule nie besucht und auch das Armband nie bekommen.
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Interview mit Nina Weil
Nina Weil
1932 in Klattau (heute Tschechien) geboren, lebte in Prag und wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert. Später kam sie mit ihrer Mutter Amalie nach Auschwitz. Sie war zwölf Jahre alt, als ihre Mutter (38) dort an Erschöpfung und Entkräftung starb. Nina Weil überstand eine Selektion durch den KZ-Arzt Josef Mengele und überlebte anschliessend in einem Arbeitslager. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings fanden ihr Mann und sie Asyl in der Schweiz. Sie war Laborantin am Universitätsspital Zürich.
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Gegen Ende des Krieges war ich im KZ in einem Arbeitskommando. Wir haben Eisenbahnschienen verlegt. Ich war der Jüngste und der Kleinste in der Gruppe. Zu Beginn waren wir 30 Personen. Ende 1944 waren noch zwei Personen am Leben geblieben. Wie ich das geschafft habe? Ich hatte Glück. Ich hatte rotes, feuerrotes Haar. Die Deutschen nannten mich den «Rotkopf». Ich bekam die leichtere Arbeit.
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Interview mit Fishel Rabinowicz
Fishel Rabinowicz
1924 im polnischen Sosnowiec geboren. 1943 wurden seine Mutter Sara (42) und seine sechs Geschwister namens Esther (16), Jacob (12), Frimetta (10), Benjamin (8), Mania (6) und Beracha (3) in Auschwitz umgebracht. Sein Bruder Jeheskiel (18) verstarb im KZ Faulbrück. Sein Vater Israel Josef (46) wurde im KZ Flossenbürg erschossen. Fishel Rabinowicz, der selber vier Jahre im Konzentrationslager und in verschiedenen Zwangsarbeiterlagern war, erlebte die Befreiung in Buchenwald. 1947 kam er mit einer Gruppe von Überlebenden in die Schweiz zur Erholung. Rabinowicz blieb und wurde Chefdekorateur bei einem grösseren Warenhaus im Kanton Tessin. Seit seiner Pensionierung bearbeitet er seine Biografie in grafischen Bildern. Fishel Rabinowicz ist verwitwet und hat einen Sohn.
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Meine Mutter hat mich in Ravensbrück sehr geschützt. Sie machte Extrakommandos für eine zusätzliche Portion Suppe, die sie mir dann gab. Ich habe Lesen und Schreiben, das ganze Einmaleins unter schlimmsten Umständen gelernt. Meine Mutter hat gesagt: «Das wirst du in deinem Leben noch brauchen.» Das war magisch. Das hiess, du wirst überleben.
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Interview mit Ivan Lefkovits
Ivan Lefkovits
Geboren 1937 in Prešov (heutige Slowakei). Im Herbst 1944 wurden Ivan, seine Mutter Elisabeth und sein Bruder Paul nach Ravensbrück deportiert. Während Ivan mit seiner Mutter zusammen bleiben durfte, wurde der ältere Bruder Paul (15) von ihnen getrennt, ins Männerlager gebracht und später getötet. Ivan überlebte mit seiner Mutter. 1969 kam Ivan Lefkovits nach Basel, um als Professor das neue Institut für Immunologie aufzubauen.
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